20/09/2008

nackt und strand

sommer, sonne, die karawane am strand. textil. fkk. badehose? oberteil? nackt. nackt als gendernomad_innen? erholung, performances, performance der erholung. zuschreibung über körperlichkeit.
hier einige gedanken der karawane zum thema nackt und strand.

wenn du an einen strand kommst, dann pack mal lieber die badehose aus, denn ganz erstaunlicherweise haben meist alle leute kleine kleidungsstücke am fast nackten körper. dieses (un)ausgesprochene gesetz wird u.a. durch den mythos der natürlichen scham gerechtfertigt. was bringt die menschen dazu, angst davor zu haben, sich nackt zu zeigen? mainstream moral? angst vor intimität? gewohnheit?...
aber auch verstecken als selbstschutz. da wenige menschen einen normgerechten und den schönheitsidealen entsprechenden körper haben, kann kleidung auch schutz bedeuten. dieser schutz funktioniert bei der gegenderten bademode gleichzeitig als eine selbstvergewisserung der eigenen eindeutigen identität in einer bipolaren geschlechtermatrix. bei gendernomad_innen und transleuten zeigt sich dieses schutzbedürfnis in einer noch anderen facette. da fremdzuschreibung und eigenwahrnehmung nicht immer zusammenpassen (geschlecht = genital?), oder körperveränderungen die heile heteronormative welt durcheinanderbringen können, kann kleidung zu überlebenswichtigem schutz werden.

wenn eine person diesen selbstschutz (gerade) nicht braucht, kann sie nacktheit auch offensiv einsetzen, da nacktheit oft von vorneherein als provokation gelesen wird. dies trifft insbesonders dann zu, wenn performance der nacktheit an alltäglichen orten stattfindet, und nicht etwa auf bühnen, wo nacktheit weitgehend ihre provokative wirkung verloren hat.
diese steht oft im zusammenhang mit einer sexualisierung. nackter körper wird fast immer in verbindung mit sexualität gebracht. in der patriarchalen gesellschaft ist zudem eine objektivierende wahrnehmung feststellbar. männlich identifizierte menschen reduzieren einen nackten, weiblich wahrgenommenen körper oft auf den eines sexualisierten objekts. ähnliches kann einem männlich wahrgenommenen körper in schwulen kontexten passieren. im gegensatz dazu werden leute, die geschlechtlich nicht eindeutig wahrgenommen werden, und auch alte menschen, kinder, menschen, die von der gesellschaft als behindert eingestuft werden, und personen, die infolge einer erkrankung nicht mehr einem gängigen körperbild entsprechen, grundsätzlich als asexuell wahrgenommen.
neben gesellschaftlich verordenter hyper- und a-sexualisierung, wie wär's denn mit einer vielfältigen und hierarchiefreien sexualisierung und freude am eigenen und anderen (nackten) körper! denn was ist schöner als nackt im see zu schwimmen anstatt eine schlapprige boxershort an der haut kleben zu haben. die sonne an schamhaar und pickligem arsch zu spüren anstatt einer feuchten, keimigen badehose. freiheit für die bauchfalten statt einengende stofffetzen! wünschenswert wäre auch ein angenehmer umgang mit den anderen nackten körper. chilliges zusammensein am strand anstatt glotzfaktor. sinnlich-respektvoller umgang in freiräumen des nacktseins statt szenezwang. mehr nacktheit im alltag und queere (post-)pornos statt prüderie und prekarisierende industrie einer pornographie der heteronormativität.

während am textilstrand trotz und gerade wegen knapper bekleidung nacktheit ein thema ist, wie wird eigentlich am fkk-strand nacktheit gelebt? trotz seiner gesellschaftlichen randständigkeit ist auch dort heteronormativität am start. unsere kleine soziologische strandstudie:

nicht nur in schwul, sondern auch in heterosexuell geprägten fkk-zonen gibt es mehr männlich identifizierte menschen (mims) als weiblich identifizierte menschen (wims), scheinbar ist es leichter für mims nackt am strand zu sein. die wenigen wims sind oft bekleidet und begleitet; wims haben dann doch oft badehosen an, und sind selten allein am fkk-strand. außerdem bewegen sich die mims raumeinnehmend, während die wims sich unter dem sonnenschirm kleinmachen. angeglotzt werden sowohl wims als auch schwul wahrgenommene mims.
in den expliziten räumen der fkk-szene gibt es allerdings auch eine tendenz zur prüden entsexualisierung, die der nacktheitskultur scheinbar gesellschaftliche akzeptanz verschaffen möchte.
einen problematischen aspekt entdecken wir außerdem, wenn sich die fkk-kultur mit einer naturphilosophie verbindet, die von einem ursprünglichen menschsein und biologistisch begründeter zweiergeschlechtlichkeit ausgeht.

wir sind trotzdem gern nackt am strand, und es kotzt uns an, dass wir stundenlang nach fkk-stränden suchen müssen, dass es immer versteckte orte in ausgewiesenen zonen sind, manchmal nur 200 m lang. wir wollen, dass alle menschen nackt am strand sein können, wenn sie lust darauf haben, ohne angeklotzt zu werden, am fkk- aber auch am textilstrand, egal ob wims, mims, transleute oder gendernomad_innen.
für eine gesellschaft, in der nacktheit ihren platz hat!

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